Pfingstwanderritt in die Oberpfalz vom 29.5.04 – 5.6.04

 

Am 29.5.04 treffen sich 9 Pferde unterschiedlichster Herkunft mit den dazugehörigen Reitern und 2 Hunde in Gelbelsee im Naturpark Altmühltal, um gemeinsam zu einem 7 tätigen Wanderritt aufzubrechen.

 

30.5.04: Die Sonne lacht und wir (Sepp + Marc Großmann, Sabine + Florian Geyer, Steffi Schleßmann, Annette Dawidowitsch und neu im Bunde der Wanderreiter Gerlinde Helfrich + Brigitte Kreil) starten gemütlich in Richtung Altmühl.

Im Strassholz bei Grampersdorf endet der Weg vor einem Wildzaun, in der Topographischen Karte ist davon nichts zu sehen. Auch der nächste mögliche Weg endet im Gestrüpp mit der Folge, dass ein zu tief hängender Ast an Brigittes T-Shirt hängen bleibt. Zum Glück geht sie nicht zu Boden, das T-Shirt ist hin und etwas Haut fehlt auch, doch Brigitte nimmt es gelassen denn kleine Blessuren gehören zum Wanderreitalltag. Wir nehmen einen kleinen Umweg in Kauf und kommen nach 4 Stunden in das schöne Mühltal, einem romantischen Seitental der Altmühl. Beim Fischerwirt in Altmühlmünster sind wir angemeldet, 9 frische Forellen hat er für uns zubereitet die wir genüsslich verspeisen. Nach diesem Schmankerl reiten wir entlang der Altmühl nach Oberhofen, unserem ersten Etappenziel und Wanderreitstation von Bernhard Mayer, die sehr empfehlenswert ist.

 

 

 

In Oberhofen: Sepp, Gerlinde, Steffi, Florian, Sabine, Brigitte, Andrea, Annette, Marc

 

31.5.04: Von Oberhofen nach Beratzhausen reiten wir zunächst auf einem schönen Höhenweg oberhalb der Altmühl mit super Weitblick. Kurz vor Riedenburg verlassen wir das Altmühltal in östliche Richtung und nähern uns der Grenze zur Oberpfalz. In Maierhofen erwartet uns schon der Wirt des Dorfgasthauses, der für unsere 9 Pferde im Hof eine Seilwinde zwischen zwei Traktoren gespannt hat, zur sicheren Verwahrung unserer Rösser. Auch hier sind die Wirtsleute wieder sehr Gast- und Pferdefreundlich. Von Maierhofen führt der Weg durch die hügelige Landschaft der Oberpfalz bis nach Beratzhausen.

 

 

Sabine mit Seppi und Max über der Altmühl bei Riedenburg

 

 

Auf dem Weg nach Maierhofen

 

 

 

1.6.04: Heute müssen wir leider von zwei Reitern Abschied nehmen, Florian mit seiner Stute Maschi wollten nur zwei Tage reiten und Brigitte mit ihrer Stute Kimberly müssen den Ritt abbrechen, da Kimberly eine angelaufene Sehne hat. So waren wir nur noch sieben. Heute liegt ein langer Reittag mit 44 km vor uns, mit dem Ziel des Ostbayrischen Reitsportzentrum in Rieden Kreuth. Durch die Fränkische Alb reiten wir durch dünn besiedeltes Land durchsetzt mit Wäldern und erreichen am Mittag den Ort Traidendorf im Wolfertal, wo wir im  Hammerschloß eine ausgiebige Mittagsrast machen. Sepp Großmann hält sich mit seinen 80 Jahren immer noch munter, doch jetzt gönnt er sich im Schlossgarten ein kleines Nickerchen. Danach geht’s weiter entlang der Vils nach Schmidmühlen und von dort weiter nach Vilshofen, doch hindert uns hier ein Reitverbotsschild am weiterziehen. Ich entdecke einen kleinen Trampelpfad parallel des Radweges und beschließe kurzer Hand jenen zu nehmen. Leider führt der Pfad nach kurzer Zeit zurück auf den Radweg, nur trennt uns jetzt ein kleiner Graben mit Buschwerk von diesem. Ich sitze ab und gehe mit Max voraus - ein kleiner Sprung und hopp sind wir wieder auf dem Radweg, nach mir kommen Sabine mit Seppi und hopp - sind auch sie auf dem Radweg. Doch dann überschlagen sich die Ereignisse, ein aufgebrachter Jogger empört sich über uns und die Pferde, in diesem Moment kommt Sepp mit seinem Araber aus dem Busch gesprungen und stürzt dabei auf den Weg. Vor Schreck drücke ich dem Jogger mein Pferd in die Hand und eile zu Sepp der sich gerade aufrappelt, zum Glück ist ihm nichts passiert und nacheinander hüpfen noch vier Pferde samt Reiter aus dem Busch. Dem Jogger hat es inzwischen die Sprache verschlagen, irritiert erklärt er uns noch einen anderen Weg der zum Gut Mattheshof führt und wünscht uns noch einen guten Ritt. In Kreuth angekommen sind wir erst einmal beeindruckt von der gigantischen Größe des Reitsportzentrums. Hier finden wöchentlich internationale Reitsportwettbewerbe aller Art statt. Unsere Pferde sind im 10er Stall am westlichen Ende der Anlage untergebracht. Auf dem Weg dort hin werden wir von Pferden begrüßt, die aus Fenstern schauen und wiehren, so als würden sie rufen „hier sind noch Zimmer frei“. Nachdem unsere Rösser im Stall versorgt sind, beziehen wir unsere Zimmer im alten Gutshof und verbringen dort einen gemütlichen Abend.        

 

 

 

Gerlinde mit Ostina

 

Sepp und Andrea

 

 

Ostbayerisches Reitsportzentrum: Es sind noch Zimmer frei

 

2.6.04: Das Highlight am Morgen ist ein Frühstücksbüffet a la Spitzenklasse, welches wir genüsslich einnehmen. Heute habe ich einen Ruhetag, denn die Rittführung übernimmt der Oswald Jobst aus Sauheim, auch genannt und bekannt unter „Ossi mit dem Isi“ aus dem Oberpfälzer Land. Den Ossi habe ich bei meiner Organisation der Reittour am Telefon kennen gelernt er bot mir an uns durch den großen Taubenbacher Forst und angrenzenden Hirschwald zu führen. Der Isireiter kennt in dieser Gegend jeden Weg und frotzelt, dass sich in dem Wald schon viele Reiter verirrt haben, umso beruhigter sehe ich dem heutigen Tag entgegen. Bis zur Mittagsstation in Heinzhof reiten wir gute drei Stunden ausschließlich im Wald. Bei sonnigem Wetter genieße ich die Stimmung im Wald, vor allem aber einmal nicht in die topografische Karte schauen zu müssen. In Heinzhof ist schon alles vorbereitet für Ross und Reiter, um eine gemütliche Mittagsrast zu machen. Am Nachmittag führt Ossi uns auf traumhaften Wiesenwegen bis nach Kastl, wo er von seiner Frau mit Gespann wieder abgeholt wird und wir verabschieden und bedanken uns für den schönen Reittag. Heute Abend wird ein Gesundheitscheck an den Pferden von Anke Weiß durchgeführt. Unsere Rösser sind ja schon 120 km gelaufen, wir treffen uns um 20 Uhr im Reitstall mit Anke, die unsere Pferde sehr genau auf Satteldruck, Gurtdruck, Schwellungen von Beinen und Sehnen untersucht. Auf all diese Dinge muss ein ausgebildeter Wanderrittführer stets achten. Alles in Ordnung sagt Anke und wünscht uns noch einen guten Ritt für die nächsten drei Tage.         

 

 

 

Ossi mit seinem Isi im Hirschwald

 

 

Traumhafter Wiesenweg nach Kastl

 

3.6.04: Heute ist das Wetter sehr wechselhaft, so dass wir ständig mit An- und Ausziehen beschäftigt sind. Wir reiten von Kastl in Richtung Neumarkt in der Oberpfalz, denn auf dem Weg dorthin liegt einsam und romantisch die Schneemühle wo man wunderbar einkehren kann. Anschließend reiten wir in südliche Richtung nach Deining Oberbuchfeld. Dort müssen wir von unserer Mitreiterin Gerlinde mit Haflingerstute Ostina Abschied nehmen. Sie hat sich für fünf Tage angemeldet um sich und ihr Pferd langsam an das Wanderreiten zu gewöhnen. An Gerlindes Stelle reitet nun Peter von Barcsay, ein alter Jagdreiterfreund von Sepp Großmann mit uns. Die Wanderreitstation der Familie Weihrich erfreut sich über den Besuch durchziehender Reiter und hält für diese ein gemütliches Quartier bereit.  

 

4.6.04: Der heutige Tag erfreut uns mit einem besonders schönen Weg, der bekannt ist als „Wanderweg der Täler und Mühlen“. Dieser führt von Neumarkt i.d.Oberpfalz bis Dietfurt a.d. Altmühl entlang der weißen Laber. Uns bietet sich ein Augenschmaus im Tal der Mühlen bei Sonnenschein. Die Mittagsrast verbringen wir in der Sippelmühle und anschließend reiten wir auf traumhaften Wegen Richtung Breitenbrunn. An einer Furt machen wir eine Bade- und Fresspause, wir wollen gerade Absitzen, da verfängt sich der Araber von Sepp mit dem Vorderbein im Strick des Halfters. Samos dreht sich wie wild im Kreis und steigt, ich versuche an ihn heranzukommen doch ich habe keine Chance. Sepp hält sich wie ein Rodeoreiter wacker oben doch dann steigt Samos abermals und Sepp fällt rückwärts auf den Rücken. Ich kümmere mich sofort um Sepp, während sein Sohn Marc den auf drei Beinen davon galoppierenden Samos hinterher eilt. Ich rate Sepp einen Krankenwagen kommen zu lassen, doch er wehrt sich mit Händen und Füßen dagegen und wünscht sich nur eine kleine Pause. In der Zwischenzeit hat Marc den Araber wieder eingefangen, der sich zum Glück nicht verletzt hat. Nach einer halben Stunde steht Sepp, der zähe Bursche, wieder auf, setzt sich auf sein Pferd und so reiten wir noch zwei Stunden bis zu unserem letzten Nachtquartier in Buch. Hier sind die Pferde im Reitstall der Familie Götz untergebracht, die Reiter im ein Kilometer entfernten Breitenbrunn im Gasthaus. Peter holt am Abend sein Gespann für alle Fälle, was sich als sehr hilfreich ergibt, denn Sepp hat durch den Sturz so starke Prellungen, dass er kaum noch Laufen, geschweige denn reiten kann. Wir verbringen gemeinsam unseren letzten Abend. Sepp beschließt am nächsten Tag sich von Peter zur Endstation bringen zu lassen.       

 

 

 

Shaky, Peter, Sabine, Marc, Sepp und Steffi in einer Furt

 

5.6.04: An unserem letzen Reittag ist Dauerregen angesagt, passend zu unserer Stimmung. Peter und Sepp fahren ihre Pferde gemeinsam nach Gelbelsee und kommen anschließend zur ausgemachten Mittagsstation in Töging a.d. Altmühl. Bis dahin reiten wir ca. drei Stunden entlang der Wissinger Laber. Da es immer noch stark regnet  beschließen auch Annette und Marc in Töging aufzuhören und sich mit dem Anhänger von Peter zur Endstation bringen zu lassen. Da warn wir nur noch zwei, Steffi mit Leopold und ich mit Max und Shaky reiten tapfer wie die letzten Mohikaner in Ruhe und Zufriedenheit zurück nach Gelbelsee. 

 

Fazit: Oh du schöne Oberpfalz mit deiner einzigartigen Landschaft und deren gastfreundlichen Menschen. Hier waren wir uns an allen Wanderreitstationen und Gasthöfen immer herzlich willkommen und bestens versorgt.  

Meine Hochachtung bei diesem Ritt gilt Sepp Großmann, der mit 80 Jahren noch 190 Kilometer geritten ist. Inzwischen ist er 81 Jahre, die Prellungen sind Schnee von Gestern und Sepp dreht nach wie vor seine täglichen Runden mit Pferd.

 

 

Text und Fotos von Andrea von Kienlin

 

(Andrea_at_vkienlin.de)